Der Suppentopf war in Wahrheit ein glänzender Kupferkessel, in dem etwas köchelte, das einen intensiven, nicht unangenehmen Kräuterduft verströmte. Auf den Regalen standen gläserne Kolben aufgereiht und sorgfältig beschriftete Flaschen verschiedenster Formen und Größen, in denen Flüssigkeiten in allen Farben des Regenbogens schillerten. Auch gab es irdene Krüge und Dosen. Einige von ihnen fest verschlossen und versiegelt. Auf dem schweren Eichentisch in der Mitte des Raumes standen zwei Leuchter mit jeweils sieben Kerzen, die den gesamten Raum in angenehmes Licht tauchten. Etwa dort, wo die Zigarette unbeachtet verglimmt war, stand jetzt in einer Halterung über einer einzelnen Kerze ein Glaskolben, in dem eine klare Flüssigkeit simmerte. Um den Tisch herum standen acht Stühle mit hohen Lehnen, von denen vier nicht als Sitzgelegenheit genutzt werden konnten, weil sich schwere, in dunkles Leder gebundene Folianten darauf stapelten. Statt der schmuddeligen Sofas erkannte Chiara in der Ecke zwei schwere hölzerne Truhen, verziert mit wertvollen Schnitzereien. An den Deckenbalken hatte man Bündel verschiedenster Kräuter und Blumen zum Trocknen aufgehängt.
"Eine Hexenküche", hauchte Chiara.
"Wir ziehen den Begriff Laboratorium vor", sagte Tenara lächelnd. Mit ihr und Belandar war ebenfalls eine Veränderung vorgegangen, stärker noch, als die des Raumes.
Tenara war eine schöne stolze Frau mit glatter Haut und dunklen Augen, in denen der Widerschein der vielen Kerzen flackerte. Das dunkle Haar trug sie zu einem kunstvollen Knoten gebunden. Was wie graue Strähnen ausgesehen hatte, erkannte Chiara jetzt als zarte silberne Bänder, die die Frisur zierten. Sie trug ein nachtblaues Samtkleid mit Trompetenärmeln und sah damit aus, als wäre sie geradewegs einem der Märchen entstiegen, die Chiara so gern las.
Balendar war ein hoch gewachsener Mann mit aristokratischen Gesichtszügen. Die Hängebacken waren verschwunden. Sein schulterlanges Haar glänzte schwarz wie das Gefieder eines Raben. Er trug die gleichen schwarzen Pluderhosen wie Chiara sie schon bei Eldoran gesehen hatte. Sein Hemd aus glänzendem dunkelviolettem Stoff war mit einer edlen Stickerei verziert und wurde von einem ebenso reich verzierten Ledergürtel zusammengehalten, in dem ein Dolch steckte.
Chiara erinnerte sich nicht, wie lange sie schon dort gestanden und die unerwartete Szenerie betrachtet hatte, als ihr plötzlich bewusst wurde, dass die Angst, die sie begleitet hatte, seit sie Eldoran auf der Lichtung traf, verflogen war. Trotz der unglaublichen Veränderungen und trotz der Ablehnung, die Balendar ihr noch immer entgegenbrachte, fühlte sie sich hier geradezu wohl. Es war beinahe so, als wäre sie nach langer Irrwanderung endlich zu Hause angekommen.
Ungeachtet dieses Gefühls fragte sie jetzt: "Was wird hier gespielt?" und legte ein Misstrauen in ihre Stimme, das nicht empfand.
"Kein Spiel", ließ sich Eldoran vernehmen, der noch immer dicht hinter ihr stand. "Was du jetzt siehst, ist die Wirklichkeit. Unsere Wirklichkeit."
"Deine Wirklichkeit, meine Wirklichkeit" murmelte Chiara verwirrt. "Es kann doch gar nicht mehr als eine Wirklichkeit geben."
"Oh doch", meldete sich jetzt Tenara wieder zu Wort. "Das kann es. Und das gibt es! Komm, ich erkläre es dir." Dabei wies sie auf den Tisch und Eldoran berührte sie leicht an der Schulter und schob sie auf einen der Stühle.
Balendar, dessen Miene noch immer Abweisung ausdrückte, ergriff einen schwarzen Umhang, der über der Lehne seines Stuhles gelegen hatte und wandte sich zur Tür. Bevor er den Raum verließ, drehte es sich noch einmal um.
"Seht zu, dass sie lernt, ihre stille Sprache zu beherrschen, sonst kann jeder Spion in ihr lesen, wie in einem offenen Buch." Dann war er fort.
Bevor Eldoran sich zu den beiden Frauen an den Tisch setzte, füllte er eine Trinkschale mit dem Kräutersud aus dem Kupferkessel und stellte sie vor Chiara hin.
"Du solltest das trinken. Es wird dich stärken, denn die Nacht könnte lang werden." Weil Chiara zögerte, schenkte er auch für seine Mutter und für sich eine Schale des Trankes ein.
Während er sich setzte, fragte er beiläufig: "Was weißt du über Magie?"
"Eine Hexenküche", hauchte Chiara.
"Wir ziehen den Begriff Laboratorium vor", sagte Tenara lächelnd. Mit ihr und Belandar war ebenfalls eine Veränderung vorgegangen, stärker noch, als die des Raumes.
Tenara war eine schöne stolze Frau mit glatter Haut und dunklen Augen, in denen der Widerschein der vielen Kerzen flackerte. Das dunkle Haar trug sie zu einem kunstvollen Knoten gebunden. Was wie graue Strähnen ausgesehen hatte, erkannte Chiara jetzt als zarte silberne Bänder, die die Frisur zierten. Sie trug ein nachtblaues Samtkleid mit Trompetenärmeln und sah damit aus, als wäre sie geradewegs einem der Märchen entstiegen, die Chiara so gern las.
Balendar war ein hoch gewachsener Mann mit aristokratischen Gesichtszügen. Die Hängebacken waren verschwunden. Sein schulterlanges Haar glänzte schwarz wie das Gefieder eines Raben. Er trug die gleichen schwarzen Pluderhosen wie Chiara sie schon bei Eldoran gesehen hatte. Sein Hemd aus glänzendem dunkelviolettem Stoff war mit einer edlen Stickerei verziert und wurde von einem ebenso reich verzierten Ledergürtel zusammengehalten, in dem ein Dolch steckte.
Chiara erinnerte sich nicht, wie lange sie schon dort gestanden und die unerwartete Szenerie betrachtet hatte, als ihr plötzlich bewusst wurde, dass die Angst, die sie begleitet hatte, seit sie Eldoran auf der Lichtung traf, verflogen war. Trotz der unglaublichen Veränderungen und trotz der Ablehnung, die Balendar ihr noch immer entgegenbrachte, fühlte sie sich hier geradezu wohl. Es war beinahe so, als wäre sie nach langer Irrwanderung endlich zu Hause angekommen.
Ungeachtet dieses Gefühls fragte sie jetzt: "Was wird hier gespielt?" und legte ein Misstrauen in ihre Stimme, das nicht empfand.
"Kein Spiel", ließ sich Eldoran vernehmen, der noch immer dicht hinter ihr stand. "Was du jetzt siehst, ist die Wirklichkeit. Unsere Wirklichkeit."
"Deine Wirklichkeit, meine Wirklichkeit" murmelte Chiara verwirrt. "Es kann doch gar nicht mehr als eine Wirklichkeit geben."
"Oh doch", meldete sich jetzt Tenara wieder zu Wort. "Das kann es. Und das gibt es! Komm, ich erkläre es dir." Dabei wies sie auf den Tisch und Eldoran berührte sie leicht an der Schulter und schob sie auf einen der Stühle.
Balendar, dessen Miene noch immer Abweisung ausdrückte, ergriff einen schwarzen Umhang, der über der Lehne seines Stuhles gelegen hatte und wandte sich zur Tür. Bevor er den Raum verließ, drehte es sich noch einmal um.
"Seht zu, dass sie lernt, ihre stille Sprache zu beherrschen, sonst kann jeder Spion in ihr lesen, wie in einem offenen Buch." Dann war er fort.
Bevor Eldoran sich zu den beiden Frauen an den Tisch setzte, füllte er eine Trinkschale mit dem Kräutersud aus dem Kupferkessel und stellte sie vor Chiara hin.
"Du solltest das trinken. Es wird dich stärken, denn die Nacht könnte lang werden." Weil Chiara zögerte, schenkte er auch für seine Mutter und für sich eine Schale des Trankes ein.
Während er sich setzte, fragte er beiläufig: "Was weißt du über Magie?"