Mitten auf der Lichtung vollführte ein Mann eigenartige Bewegung, als kämpfe er mit einem unsichtbaren Gegner. Trainierte er in einer asiatischen Kampftechnik oder übte er in der Abgeschiedenheit der Waldlichtung für eine Theateraufführung? Chiara stand ganz still zwischen den Büschen, um ihn nicht zu stören und beobachtete sein Tun. Er trug schwarze Kleidung, bestehend aus einer weiten Hose, die ihm bei seinen schnellen, kraftvollen Bewegungen genug Beinfreiheit ließ und einem Hemd mit weiten Ärmeln. Darüber eine eng anliegende lederne Weste.
Für einen Moment musste Chiara daran denken, wie ihre Kolleginnen sich immer über ihren Kleidungsstil lustig machten. Dieser Typ hier sah auch nicht gerade aus, wie aus einem Modemagazin. Eher schien er sich wohl aus dem Kostümfundus eines Theaters bedient zu haben. Oder vielleicht aus einer alten Burg? Dieser letzte Gedanke stieg in Chiara auf, als der Fremde auf der Lichtung gerade wieder in atemberaubendem Tempo herumwirbelte, ein imaginäres Schwert, das er mit beiden Händen festzuhalten schien, hoch über den Kopf schwang und dann mit aller Kraft auf seinen ebenso imaginären Gegner herunter sausen ließ. In diesem Augenblick wehte wieder der modrige Geruch herüber, der ihr schon einmal aufgefallen war, kurz bevor sie den einsamen Kämpfer entdeckt hatte. Und dieser Geruch war es, der jetzt die Vorstellung von trutzigen alten Burgen und finsteren Gemäuern in ihr wach rief.
Da, plötzlich, blitzte etwas auf und für einen winzigen Moment sah sie deutlich, wie sich die rötlichen Strahlen der Abendsonne auf der Klinge eines riesigen Zweihänders brachen. Der Fremde stand gebeugt, als wäre die Wucht seines letzten Schlages zu viel für ihn gewesen und stützte sich schwer auf das Schwert. Dessen Spitze steckte in etwas Unförmigem, das am Boden lag.
Entsetzt blinzelte Chiara, um besser zu erkennen, was dort lag und sah… nichts. Da lag nichts am Boden, außer ein paar gelben Blättern, die der Wind auf die Lichtung geweht hatte. Da war auch kein Schwert. Nur der Fremde war noch da. Langsam, als fehle ihm die Kraft dazu, richtete er sich aus seiner gebeugten Haltung auf und sah Chiara geradewegs in die Augen. Die junge Frau erstarrte. Unfähig sich zu rühren oder auch nur einen Laut von sich zu geben, sah sie dem Mann entgegen, der mit schleppenden Schritten auf sie zukam.
Als er sie erreichte, schien er sich von, was immer er da getan hatte, erholt zu haben. Seine Haltung war aufrecht, fast stolz und sein Gang federnd, wie der eines durchtrainierten Menschen. Nur sein Atem ging noch etwas schnell als er fragte: "Wer bist du und was suchst du hier?"
"Ich war hier im Wald spazieren. Da habe ich dich gesehen und dir eine Weile zugeschaut. Ich wollte nicht stören." "Ich hatte dich schon bemerkt. Aber ich musste das hier erst zu Ende bringen", sagte er mit einer vagen Handbewegung zur Lichtung hin, doch die Leichtigkeit, die er seiner Stimme zu geben versuchte, strafte sein durchdringender Blick Lügen. Ein Blick, der bis in Chiaras Innerstes zu dringen schien.
"Ich war abgelenkt und weiß nicht genau, wann du dich angeschlichen hast. Wie lange warst du denn schon hier?" "Ich habe mich nicht angeschlichen", begehrte Chiara auf.
"Wie lange?" fragte er scharf.
"Ich weiß es nicht genau. Nicht lange."
Er schien seinen scharfen Tonfall von eben zu bedauern. "Gut, und was hast du gesehen?"
"Ich habe Sie trainieren sehen", sagte Chiara, der es auf einmal unpassend erschien, den Fremden zu duzen, auch wenn er damit angefangen hatte.
"Hm, und was genau?" Sein Blick war noch immer bohrend, forschend.
"Ich weiß nicht genau. Irgendeine Kampfsportart. Irgendetwas, das man normalerweise mit einem Stock oder Stab macht, oder wie immer das heißt." Chiara sprach immer schneller, redete über ihre Unsicherheit hinweg und über ihre Angst. Ja, sie hatte Angst. Der Fremde war ihr unheimlich. Er und das, was sie gesehen hatte, wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde. Aber sie hatte es gesehen. Wenn sie sich bisher eingeredet hatte, es sei eine Sinnestäuschung gewesen, vielleicht hervorgerufen durch die Abendsonne und die Lichtreflexe, so überzeugte sie seine nächste Frage vom Gegenteil: "Und sonst hast du wirklich nichts gesehen?"
"Nein!" Um ein Haar hätte sie mit dem Fuß aufgestampft, wie ein trotziges Kind.
"Gut, dann bringe ich dich jetzt nach Hause."
"Kommt nicht in Frage. Ich gehe allein!"
"Ich bringe dich", zischte er und packte Chiara hart am Arm.
Für einen Moment musste Chiara daran denken, wie ihre Kolleginnen sich immer über ihren Kleidungsstil lustig machten. Dieser Typ hier sah auch nicht gerade aus, wie aus einem Modemagazin. Eher schien er sich wohl aus dem Kostümfundus eines Theaters bedient zu haben. Oder vielleicht aus einer alten Burg? Dieser letzte Gedanke stieg in Chiara auf, als der Fremde auf der Lichtung gerade wieder in atemberaubendem Tempo herumwirbelte, ein imaginäres Schwert, das er mit beiden Händen festzuhalten schien, hoch über den Kopf schwang und dann mit aller Kraft auf seinen ebenso imaginären Gegner herunter sausen ließ. In diesem Augenblick wehte wieder der modrige Geruch herüber, der ihr schon einmal aufgefallen war, kurz bevor sie den einsamen Kämpfer entdeckt hatte. Und dieser Geruch war es, der jetzt die Vorstellung von trutzigen alten Burgen und finsteren Gemäuern in ihr wach rief.
Da, plötzlich, blitzte etwas auf und für einen winzigen Moment sah sie deutlich, wie sich die rötlichen Strahlen der Abendsonne auf der Klinge eines riesigen Zweihänders brachen. Der Fremde stand gebeugt, als wäre die Wucht seines letzten Schlages zu viel für ihn gewesen und stützte sich schwer auf das Schwert. Dessen Spitze steckte in etwas Unförmigem, das am Boden lag.
Entsetzt blinzelte Chiara, um besser zu erkennen, was dort lag und sah… nichts. Da lag nichts am Boden, außer ein paar gelben Blättern, die der Wind auf die Lichtung geweht hatte. Da war auch kein Schwert. Nur der Fremde war noch da. Langsam, als fehle ihm die Kraft dazu, richtete er sich aus seiner gebeugten Haltung auf und sah Chiara geradewegs in die Augen. Die junge Frau erstarrte. Unfähig sich zu rühren oder auch nur einen Laut von sich zu geben, sah sie dem Mann entgegen, der mit schleppenden Schritten auf sie zukam.
Als er sie erreichte, schien er sich von, was immer er da getan hatte, erholt zu haben. Seine Haltung war aufrecht, fast stolz und sein Gang federnd, wie der eines durchtrainierten Menschen. Nur sein Atem ging noch etwas schnell als er fragte: "Wer bist du und was suchst du hier?"
"Ich war hier im Wald spazieren. Da habe ich dich gesehen und dir eine Weile zugeschaut. Ich wollte nicht stören." "Ich hatte dich schon bemerkt. Aber ich musste das hier erst zu Ende bringen", sagte er mit einer vagen Handbewegung zur Lichtung hin, doch die Leichtigkeit, die er seiner Stimme zu geben versuchte, strafte sein durchdringender Blick Lügen. Ein Blick, der bis in Chiaras Innerstes zu dringen schien.
"Ich war abgelenkt und weiß nicht genau, wann du dich angeschlichen hast. Wie lange warst du denn schon hier?" "Ich habe mich nicht angeschlichen", begehrte Chiara auf.
"Wie lange?" fragte er scharf.
"Ich weiß es nicht genau. Nicht lange."
Er schien seinen scharfen Tonfall von eben zu bedauern. "Gut, und was hast du gesehen?"
"Ich habe Sie trainieren sehen", sagte Chiara, der es auf einmal unpassend erschien, den Fremden zu duzen, auch wenn er damit angefangen hatte.
"Hm, und was genau?" Sein Blick war noch immer bohrend, forschend.
"Ich weiß nicht genau. Irgendeine Kampfsportart. Irgendetwas, das man normalerweise mit einem Stock oder Stab macht, oder wie immer das heißt." Chiara sprach immer schneller, redete über ihre Unsicherheit hinweg und über ihre Angst. Ja, sie hatte Angst. Der Fremde war ihr unheimlich. Er und das, was sie gesehen hatte, wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde. Aber sie hatte es gesehen. Wenn sie sich bisher eingeredet hatte, es sei eine Sinnestäuschung gewesen, vielleicht hervorgerufen durch die Abendsonne und die Lichtreflexe, so überzeugte sie seine nächste Frage vom Gegenteil: "Und sonst hast du wirklich nichts gesehen?"
"Nein!" Um ein Haar hätte sie mit dem Fuß aufgestampft, wie ein trotziges Kind.
"Gut, dann bringe ich dich jetzt nach Hause."
"Kommt nicht in Frage. Ich gehe allein!"
"Ich bringe dich", zischte er und packte Chiara hart am Arm.